Ausstellungen

Tüte um Tüte

nur noch bis 3. Oktober 2021!

Die Plastiktüte gilt als umstrittenes Symbol unserer Konsumkultur und soll in Kürze abgeschafft werden. Die Ausstellung „Tüte um Tüte“ widmet sich erstmals diesem kulturgeschichtlichen Objekt. Sie zeigt, wie und warum man begann, im 19. u. 20. Jahrhundert zunächst Papier- und dann Plastiktüten zu verwenden, welches Image sie ihren Trägerinnen und Trägern verleiht und mit welchen Mitteln sie als Werbefläche dient. Auch die gravierenden Umweltprobleme wie die Verschmutzung der Meere und das Eingehen von Mikroplastik in den Naturkreislauf werden thematisiert.

Die Ausstellung zeigt sowohl die Vielfalt und Ästhetik der Plastik- und Papiertüten, problematisiert aber auch ihre Masse. Besucherinnen und Besucher werden dabei aktiv einbezogen und zum Nachdenken angeregt. Dazu arbeiten die Museen der Stadt Bamberg mit dem Flussparadies Franken e.V. zusammen. Ähnlich wie bei der 2009 umgesetzten Ausstellung „Im Fluss der Geschichte – Bambergs Lebensader Regnitz“ sollten sich viele Akteurinnen und Akteure (Umweltbildungseinrichtungen, Schulen, Vereine, Kreative, Behörden, …) aus Bamberg und der Region an einem Rahmenprogramm zur Ausstellung beteiligen. Denn das Thema „Plastik“ geht uns alle an. Pandemie bedingt konnte dies bisher aber leider kaum umgesetzt werden.
 

Ein Meer aus Tüten
Die Kunststofftragetasche ist seit 60 Jahren unsere stetige Begleiterin. Sie ist praktisch, reißfest und wasserdicht, dient zum Transport von schweren Einkäufen, als Regenschutz und vor allem als Werbefläche. Obwohl sie inzwischen kostenpflichtig ist, lag der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland im Jahr 2018 immer noch bei 24 Stück, das sind immer noch 2 Milliarden Stück. (Dabei sind die dünnen Obst- und Gemüsetüten, 39 pro Kopf und Jahr, nicht eingerechnet). Plastiktüten zerfallen erst nach Jahrzehnten und gehen als Mikroplastikbestandteile ins Wasser, die Luft und in unseren Stoffwechsel ein. Doch wie kam es überhaupt dazu, dass dieses Symbol der Konsumkultur Teil unseres Alltags ist?

Symbol der Konsumkultur
Spitztüten aus Papier gibt es seit dem Spätmittelalter. Diese wurden bis ins 19. Jh. hinein von Hand aus alten Buchseiten geklebt. Im Zuge der Industrialisierung begann man, sie maschinell herzustellen. In Papiertragetaschen mit Kordelzug konnten modebewusste Kundinnen und Kunden in den 1920er Jahren ihre Einkäufe aus den neu gegründeten Warenhäusern nachhause transportieren. Moderne Kunststofftüten aus polymerisiertem Rohbenzin konnten technisch erst nach dem zweiten Weltkrieg hergestellt werden. Ihre Benutzung ist eng mit den sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und technischen Entwicklungen der Nachkriegszeit verquickt ist. Das Aufkommen von Selbstbedienungsläden, das Konsumverhalten der Wirtschaftswunderjahre und die Verfügbarkeit von Erdöl spielten dabei eine maßgebliche Rolle.

Die ersten Tüten aus Polyethylen mit Tragehenkel wurden in den 1960er Jahren in den Lebensmittelabteilungen von Kaufhäusern ausgegeben. Als billige Werbefläche begannen sie ihren Siegeszug. Doch auch die Papiertragetasche existierte weiterhin, vor allem als Imageträgerin für die wohlhabende Klientel kostspieliger Geschäfte. In der DDR wiesen Tüten dagegen völlig andere Motive auf als in der BRD und wurden vor allem anlässlich politischer Ereignisse bedruckt. Trotz steigender Erdölpreise in den 1970er Jahren wurden neue Formen wie die Doppelkraft- und die Reiterbandtragetasche entwickelt, um die Reißfestigkeit und das Fassungsvermögen der Tüte und damit die Einkaufsmenge zu erhöhen. Obwohl schon vor über 40 Jahren warnende Stimmen „Jute statt Plastik“ forderten, blieb die Tüte ein Massenprodukt, das wenige Male verwendet und dann weggeworfen wurde.

Vielfalt der Tüten
In der Ausstellung ist anhand zweier Privatsammlungen die Form-, Farb- und Funktionsvielfalt der Tüte zu sehen. Mit ca. 284 Sichtkontakten war sie lange die preiswerteste Werbefläche überhaupt und wurde deswegen von allen Branchen verwendet. Die Formensprache und Grafik spiegeln die Moden der Zeit wider. So ist z.B. wenig bekannt, dass das Design der Aldi-Nord-Tüte von dem Künstler Günter Fruhtrunk, einem bekannten Vertreter der Op Art und der Analytischen Malerei entworfen wurde. Trotzdem gilt sie als Symbol für ein bestimmtes soziales Milieu und damit als Gegenpol des Konsums, im Gegensatz zur Papiertüte etwa von Gucci. Tüten fungieren also auch als soziales Unterscheidungsmerkmal und erzählen uns etwas über ihre Trägerin oder ihren Träger. Einen Teil der Ausstellung werden auch Tüten von Bamberger Geschäften einnehmen, von denen viele nicht mehr existieren. Dies zeigt, dass Tragetaschen aus Papier und Kunststoff auch zeithistorische Quellen darstellen.

Umweltprobleme
Die Masse der Tüten verdeutlicht aber auch, dass es höchste Zeit ist, anders mit diesen Objekten umzugehen. Inzwischen haben sich immer mehr Länder von dem praktischen Alltagsbegleiter verabschiedet. In manchen Staaten drohen hohe Strafen, wenn man mit einer Plastiktüte erwischt wird. Auch in Deutschland ist ein Plastiktütenverbot geplant, doch ist es damit wirklich getan? Die Ausstellung widmet sich auch den Umweltaspekten wie dem Recycling von Plastik und Plastiktüten und dem Problem von Mikroplastik. Ebenso werden Alternativen wie Baumwoll- und Bioplastiktaschen unter die Lupe genommen. Besucherinnen und Besucher werden dabei aktiv einbezogen und zum Nachdenken angeregt.

Ausstellungsflyer zum Download [hier]
 

 

MUSEEN DER STADT BAMBERG
Historisches Museum Bamberg

Alte Hofhaltung,  Domplatz 7,  96049 Bamberg
Tel. +49 (0)951.87 1140 (Kasse),  +49 (0)951.87 1142 (Verwaltung)
www.museum.bamberg.de │ museum@stadt.bamberg.de

Öffnungszeiten: Di-So  u. feiertags  10-17 Uhr
Eintritt:  Erwachsene  7 €  .  ermäßigt 6 €  .  Studierende 3 €  .  Schüler 1 €  .  Familien 14 €  .  Schwerbehinderte GdB 50  3 €  (bei Schwerbehinderten mit dem Eintrag „B"  hat die Begleitperson freien Eintritt).