Leihgabe aus Bamberg für große Jahresausstellung "Hello Nature" in Nürnberg eingetroffen
Museen der Stadt Bamberg sorgen mit dem Gemälde „Die Sintflut“ von Hans Baldung Grien aus dem Jahr 1516 für ein Highlight.
24.09.2024
Es wird eine spektakuläre Schau: Mit mehr als 300 Exponaten setzt sich die große Jahresausstellung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg ab Donnerstag, 3. Oktober 2024, mit dem Verhältnis des Menschen zur Natur auseinander. Erste Leihgaben sind bereits eingetroffen.
Zu den Highlights zählt ein Gemälde von Hans Baldung Grien aus dem Jahr 1516, das die Sintflut zeigt – eine Leihgabe der Museen der Stadt Bamberg aus der Staatsgalerie in der Neuen Residenz in Bamberg. Die Sintflut gilt als Naturkatastrophe und ältestes ökologisches Großereignis, ist in sumerischen, babylonischen, griechischen und jüdischen Berichten erwähnt und wird als von Gott gesandte Strafe interpretiert. Baldung schuf eine der eindrücklichsten Verbildlichungen: Die Arche auf den Fluten ist auch ein Sinnbild für die christliche Kirche, die dunklen Regenwolken ausgesetzt ist.
„Von Baldungs Werk trennt uns mehr als ein halbes Jahrtausend, und doch wirkt das Gemälde auch heute überraschend aktuell und zeitgemäß. Und wir müssen uns fragen: Gibt es angesichts der Klimakrise und des Artensterbens eine Rettung in Form einer wie auch immer gearteten Arche?“, überlegt Prof. Dr. Daniel Hess, Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums.
Gemälde bringt die Endzeitstimmung auf den Punkt
Das Gemälde zeigt, wie die bis auf Noahs Familie zum Untergang verdammte letzte Menschengeneration mit den von ihr erbauten Städten und Kirchen in dramatischem Kampf in den Fluten versinkt. Im Mittelgrund verweisen verschiedene Motive – ein bärtiger Mann, der auf einem Weinfass reitet, eine venusgleiche Verführerin auf dem Floß oder der aus dem Wasser herausragende Hals einer Laute – auf Völlerei, Habsucht und Wollust und damit auf diejenigen Sünden, für die Gott die Menschheit mit der Sintflut bestraft. Das Gemälde bringt die Endzeitstimmung einer Krisenzeit angesichts von Kriegen und „Türkengefahr“, politischen und kirchlichen Reformen auf den Punkt.
Eine 1488 erstmals aufgelegte prophetische Schrift, die „Prognosticatio“ war damals ein Bestseller der Endzeiterwartung, die in den Folgejahren viele Neuauflagen erlebte. Ab den 1520er Jahren wurden die Prophezeiungen der Astrologen konkreter und sagten aufgrund einer ungewöhnlichen Planetenkonstellation für das Jahr 1524 eine zweite Sintflut bzw. größere Überschwemmungen voraus. Im Kontext dieses im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts mit hohem medialen Echo ausgetragenen Sintflut-Diskurses ist Baldungs Gemälde als Versinnbildlichung der Folgen eines sündhaften menschlichen Lebens, die sich unter anderem auch in Naturkatastrophen manifestierten, zugleich aber auch als dringender Appell zu einer moralisch-religiösen Neuerung zu verstehen.
Darstellungen der Sintflut stehen für die Anmaßung des Menschen, der in seiner Hybris und seinem Machtstreben seinen eigenen Lebensraum und den Lebensraum der mit ihm zusammenlebenden Pflanzen und Tiere zugrunde richtet. In der Sonderausstellung ist das Gemälde von Baldung im Kapitel „Naturkatastrophen“ zu sehen, das aufzeigt, welchen Bedrohungen der Natur sich der Mensch seit Jahrtausenden auseinandergesetzt seiht.
Das Gemälde „Die Sintflut“ ist eine Leihgabe der Museen der Stadt Bamberg und normalerweise in der Staatsgalerie in der Neuen Residenz in Bamberg ausgestellt. Die Direktorin der Museen der Stadt Bamberg, Dr. Kristin Knebel, freut sich: „Die Sintflut von Hans Baldung Grien ist das bedeutendste Gemälde unserer Sammlung, solch‘ hochkarätige Werke leiht man nicht leichtfertig aus. In Nürnberg weiß ich es in guten Händen und freue mich, dass es ab nächster Woche in neuem Kontext zu sehen sein wird.“