Ebracher Goetze als Leihgabe
Museum der Marktgemeinde Ebrach erhält Sandsteinskulptur aus dem Historischen Museum Bamberg
1. März 2011 Bambergs Bürgermeister und Kulturreferent Werner Hipelius hat am 1. März 2011 gemeinsam mit Dr. Regina Hanemann, Direktorin der Museen der Stadt Bamberg, den sogenannten “Ebracher Götzen” an Ebrachs Bürgermeister Max-Dieter Schneider als Leihgabe für das Museum Ebrach übergeben.
Die etwa ein Meter hohe Sandsteinskulptur wurde 1918 bei Rodungsarbeiten entdeckt und gehört seit 1939 zum Sammlungsgut des Historischen Museums Bamberg. Seinen Namen hat der „Ebracher Götze“ von seinem Fundort nahe Ebrach. Als Fundstelle galt lange Zeit der sogenannte „Dreimännerbrunnen“, was sich allerdings als falsch herausgestellt hat. Vielmehr wurde der „Götze“ dicht bei Ebrach gefunden und kam seinerzeit mit anderen Steinen zu Dekorationszwecken in den Garten des Ebracher Gefängnisdirektors (so Cornelia Lohwasser in: Götzen, Becher, Zehnerla. Flussfunde aus Regnitz und Main, in: Im Fluss der Geschichte. Bambergs Lebensader Regnitz. 2009, S. 190, Anm. 31).
Seit einiger Zeit bemühte sich nun der Markt Ebrach um die Möglichkeit, das geheimnisvolle Objekt in seinem Museum Ebrach ausstellen zu können. Da die Herstellung eines Abgusses für eine Kopie der Skulptur aus konservatorischen Gründen nicht möglich ist und eine Replik auf der Basis eines Scans eine sehr kostspielige Angelegenheit gewesen wäre, hat sich Oberbürgermeister Andreas Starke nun für eine praktikable Lösung eingesetzt. Nach reiflicher Überlegung und fachkundiger Abwägung konnte sich Museumsdirektorin Dr. Regina Hanemann bereiterklären, den Götzen als befristete Leihgabe dem Museum Ebrach zur Verfügung zu stellen. Dort wird der „kleine Bruder“ der drei „Bamberger Götzen“, die allesamt auch heute noch Betrachter und Forschung Rätsel aufgeben, in den kommenden Jahren zu besichtigen sein.
Die „Bamberger oder Gaustadter Götzen“ wurden 1858 in Gaustadt im Schwemmsand der Regnitz gefunden. Sie stellen, wie der „Ebracher Götze“ auch, Männer dar. Die spannende Frage besteht allerdings nach wie vor: Wen genau stellen diese vier „Götzen“ dar und wie alt sind sie?
Früher ging man davon aus, dass es vorgeschichtliche Kultfiguren („Götzen“) seien, die im Zuge der Christianisierung von Missionaren in der Regnitz „ertränkt“ wurden, um die Machtlosigkeit der Götzen zu beweisen. In jüngster Zeit wird hingegen die These vertreten, die Götzen seien Bilder christlicher Glaubensboten des 9. oder 10. Jahrhunderts. Außerdem wurde an Grabsteine eines attilazeitlichen Fürstengrabes gedacht, an Abbilder von Ungarnkriegern (Zeit der Ungarneinfälle Mitte des 10. Jahrhunderts) oder an slawische, germanische, hunnische oder sonstige Kultbilder. Ob nun die „Bamberger Götzen“ in den Fluss geworfen wurden oder vielleicht bei einem Hochwasser mit dem Schwemmsand reingespült wurden, ist nach wie vor ungewiss.