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Brautkrone erworben

20. Juli 2010

In der letzten Juliwoche findet traditionell das Forchheimer Annafest statt. Früher war es üblich, dass junge, unverheiratete Mädchen anlässlich des Festes Brautkronen, in der Region auch „Flitterkränze“ oder „Hohe Kränze“ genannt, trugen. Eine solche Brautkrone konnten die Museen der Stadt Bamberg jüngst für ihre Sammlung erwerben.

Die vorliegende Brautkrone kommt aus Forchheim und entspricht dem Typ, wie er im südlichen Landkreis Forchheim getragen wurde. Sie wurde wahrscheinlich in der Werkstatt der Familie Ammon in Reuth Mitte des 19. Jahrhunderts gefertigt.
Die Mädchen in Franken erhielten die Flitterkränze meist zur Kommunion von ihrer Mutter oder ihrer Patin und trugen sie nur zu besonderen Anlässen. Das letzte Mal bei der Hochzeit. Teils wurden sie vererbt, teils neu gekauft. Nur reiche Bauern oder Handwerker konnten sie sich leisten. Arme Familien konnten sie sich in manchen Orten leihen. Es gab spezielle Putzmacher, die sich auf deren Fabrikation spezialisierten. Das Handwerk starb aus und wurde später wieder belebt, um Brautkronen für Trachtengruppen zu machen. Die Kronen wurden hierbei nach alten Vorbildern gefertigt.

Die Brautkrone besteht im oberen Bereich aus einem umlaufenden Ring aus Pappe, auf den unzählige Messingblechplättchen (Flitter) in Form von Sonnen mit gedrehtem Messingdraht aufgesteckt wurden. Der Stirnbereich der Krone ist mit einem Goldband belegt auf dem acht kleinere Blüten aus Messingdraht, gefärbten Messingblättchen und roten, grünen oder blauen Glasperlen angebracht sind.
Der obere Bereich der Krone weist acht aufwendig gestaltete dreireihige Blüten aus den gleichen Materialien auf. Darüber befinden sich 16 aufgesteckte Sträuße aus Messingdraht und kleineren Glasperlen. Aus dem oberen Bereich der Krone fallen zudem acht abwechselnd golden und silbern gefärbte Drahtkordeln in den Stirnbereich herab. Der innen liegende Pappring ist mit weißem Stoff bezogen. An ihm sind auch zwei 50 cm lange rote Bänder angebracht. Die Brautkrone ist in einem sehr guten Zustand. Wahrscheinlich wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert eine „Restaurierung“ durchgeführt, da die Brautkrone Plastikperlen und Bänder aus Kunstfasern aufweist.

Brautkronen oder andere spezielle Kopfbedeckungen für Bräute treten an vielen Orten der Welt auf. Auch innerhalb Deutschlands selbst unterscheiden sie sich von Region zu Region. In Nürnberg wurden zurzeit der Renaissance Flitterhauben, damals „Flinderhauben“ genannt, von reichen Patrizierinnen getragen. Ein solches Exemplar befindet sich heute im Germanischen Nationalmuseum. Flitter, in Form von kleinen Sonnen, wurde schon früh in Nürnberg hergestellt. Auch in anderen deutschen Städten waren so genannte Goldhauben vor allem während des 18. Jahrhunderts beliebt.

 

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