Fake Food: Teller mit Tomaten

Schaugericht, Italien, Ende 18. Jahrhundert, Fayence, Inv. Nr. L 600

In Salaten, als Soße für Nudeln, als Basis für Pizza, als Sauce auf Pommes oder in Burgern... unsere Ernährung ist ohne diese roten Früchte fast undenkbar. Doch in Deutschland begann man erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Tomaten zu essen. Sie galten hier 400 Jahre lang als giftig!

Tomaten stammen ursprünglich aus Süd- und Mittelamerika, wo z.B. die Maya diese Pflanzen bereits vor Jahrtausenden kultivierten. Christoph Kolumbus und Hernán Cortés brachten nach der blutigen Eroberung Amerikas im Laufe des 16. Jahrhunderts einige Tomatenpflanzen nach Europa. Obwohl das warme Klima in Spanien, Portugal und Italien den Anbau von Tomaten begünstigte, wurden diese Früchte in der Alten Welt zunächst nicht als Nahrungsmittel verwendet, da sie als gesundheitsschädlich galten. Stattdessen kultivierten die Europäer sie zunächst vorwiegend als Zierpflanzen. Doch schon bald fanden die „pomodori“ (goldenen Äpfel) Eingang in die Rezepte der italienischen Küche, in denen bereits vor 500 Jahren Zubereitungsmethoden beschrieben wurden. Diese Rezepte gelangten auch in andere Länder und allmählich verschwand das Misstrauen gegenüber der Frucht, die heutzutage zu den beliebtesten Nahrungsmitteln überhaupt gehört. Gründe für dieses Misstrauen waren wohl die fehlenden Parallelen zu vertrauten Speisen: die rote Farbe, die keinem anderen, damals verwendeten Gemüse ähnelt, die Schwierigkeit der Einordnung als Obst oder Gemüse und die besonderen Anbaubedingungen.

Zusammen mit vielen anderen wunderbaren Schaugerichten aus dem Bestand der Sammlung Ludwig Bamberg sind diese Tomaten aus Fayence in der Ausstellung „Fake Food. Essen zwischen Schein und Sein“ im Alten Rathaus zu sehen. Und - kleiner Spoiler - Tomaten sind auch ein Gesprächsthema am barocken Tisch in unserer Virtual Reality-Anwendung. Kommt und seht selbst!