Allgemeine Informationen

Spinnwirtel

12.-14. Jh., Ton und Stein, Museen der Stadt Bamberg, Inv.Nr. 18/391-401

Die Herstellung von Textilien war im Mittelalter aufwendig und zeitintensiv, und für viele Menschen ein selbstverständlicher Teil des Alltags. Ein zentraler Arbeitsschritt war das Spinnen von Garn aus Wolle oder Flachs. Bis ins 13. Jahrhundert wurde Garn in Mitteleuropa ausschließlich mit der Handspindel gesponnen. Diese besteht grundsätzlich aus einem Spindelstab und einem Spinnwirtel, aber ihre Form und Aufbau können variieren.

Der Spinnwirtel ist ein kleines, scheiben- oder perlenförmiges Objekt mit einem Loch in der Mitte. Er wird auf den Spindelstab gesteckt und dient als Gewicht, das die Drehung der Handspindel stabilisiert und verlängert. Spinnwirtel wurden häufig aus Keramik oder Stein hergestellt, typischerweise mit einem Durchmesser von etwa 2-3 cm. Die Spinnwirtel aus der Sammlung der Museen der Stadt Bamberg sind aus Ton und Stein gefertigt und messen zwischen 1,4 und 3 cm. Einige sind mit schlichten dekorativen Linien verziert.

Dank ihres haltbaren Materials sind Spinnwirtel sehr häufig in archäologischen Funden vertreten. Die ältesten Exemplare stammen aus der Jungsteinzeit und belegen die Nutzung von Handspindeln seit mindestens 10 000 Jahren. Ihre Form und Funktion blieben Jahrtausende nahezu unverändert. Die Spinnwirtel aus unserer Sammlung stammen aus dem 12. bis 14. Jahrhundert.

Spindelstäbe hingegen wurden meist aus Holz gefertigt und sind daher leicht vergänglich. Vollständig erhaltene Handspindeln kommen in archäologischen Funden nur selten vor. Aufgrund ihrer Größe und Form lassen sich Spinnwirtel, die ohne Spindelstab gefunden werden, nicht immer eindeutig von anderen Objekten wie großen Schmuckperlen unterscheiden.

Erst mit der Erfindung des Spinnrades ab dem 13. Jahrhundert begann die Handspindel allmählich an Bedeutung zu verlieren. Sie blieb aber noch lange in Gebrauch, da sie gegenüber dem Spinnrad viele Vorteile hatte: Eine Handspindel war sehr leicht und günstig herzustellen und einfach zu transportieren.

Obwohl Spinnwirtel vielleicht auf dem ersten Blick klein und unscheinbar wirken, ist ihre Bedeutung in der Geschichte der Textilproduktion und des menschlichen Alltags nicht zu unterschätzen. Bis zum 27.4.25 sind einige dieser Spinnwirtel sowie andere Werkzeuge zur Textilherstellung im Mittelalter in der Ausstellung Vor 1000 Jahren – Leben am Hof von Kunigunde und Heinrich zu sehen.