Space Heroines
Swaantje Güntzel, 2022/23, Bedrucktes Textil auf Leuchtkasten
Juri Gagarin, Neil Armstrong, John Glenn: Die Liste der bekanntesten Persönlichkeiten der Raumfahrt wird eindeutig von Männern dominiert. Warum eigentlich? Nicht weil in der Vergangenheit die Raumfahrt ausschließlich von Männern betrieben wurde, aber es waren fast immer Männer, die im Rampenlicht standen. Und auch heute machen weibliche Astronauten weniger als 10 Prozent der Weltraumreisenden aus.
Die von Männern dominierte Raumfahrt und das männlich geprägte Selbstverständnis der Raumeroberung wurden der konzeptuellen Künstlerin Swaantje Güntzel im Rahmen einer Artist-in-Science Residenz bei der European Space Agency (ESA/ESOC) in Darmstadt im Jahr 2022 sehr klar. Deswegen hat sie eine Serie von weiblichen Superheldinnen konzipiert, die im Weltraum für Recht und Ordnung sorgen und gegen Weltraumschrott kämpfen.
Die Serie wurde mit einer auf Textbeschreibungen basierenden KI Open Source generiert. Und das war keine leichte Aufgabe! Der Künstlerin wurde schnell klar, dass die künstliche Intelligenz dazu geneigt war, den Begriff „Heldinnen“ mit weißen, jungen, schlanken, meist blonden, knapp bekleideten, übersexualisierten Frauen zu assoziieren. Der Weg zu einem nicht-stereotypen, nicht-rassistischen, nicht-sexistischen, differenzierten Heldinnenbild war sehr lang und voller Hindernisse. Die „Schwierigkeiten“ und Grenzen der KI werden hier besonders deutlich: In dem Moment, in dem der Begriff „Heldin“ im selben Satz wie der Begriff „mit Behinderungen“ oder „alt“ eingefügt wurde, schuf die künstliche Intelligenz nur noch Bilder von fast unkenntlichen, farblosen Subjekten. Für die KI ist eine Heldin im Rollstuhl oder mit grauen Haaren offenbar völlig unvorstellbar!
Die Bildserie „Space Heroines“ ist bis zum 13. August in der Ausstellung „INSTANT PARADISE“ in der Villa Dessauer zu sehen. Außerdem haben am 13. Juli die Besucher*innen die außergewöhnliche Gelegenheit, von der Künstlerin selbst durch die Ausstellung geführt zu werden, und am 3. August können sie die Geschichte von „Hidden Figures“, unbekannten Heldinnen wie Katherina Johnson, Dorothy Vaughn und Mary Jackson, die zu Beginn der 60er Jahre bei der NASA arbeiteten, bei einem Kinoabend in den Ausstellungsräumen entdecken.