Arbeit, Heimat, Familienglück und Fruchtbarkeit
Fritz Bayerlein, vor 1944, Öl auf Leinwand, Museen der Stadt Bamberg, Inv. Nr. 620
Felder, auf denen Bauern mit Sensen und Ochsenkarren arbeiten. In der Ferne die Silhouette der Stadt Bamberg mit ihren Glockentürmen. Im rechten Vordergrund die Figuren einer stillenden Mutter und eines Vaters, der seine Sense schärft.
Das Gemälde mit dem Titel „Arbeit, Heimat, Familienglück und Fruchtbarkeit“ hat der Bamberger Maler Fritz Bayerlein in den 1940er Jahren im Auftrag des Bamberger Stadtrates gemalt und es wurde 1944 im Trauungsaal des Bamberger Rathauses Maxplatz aufgehängt. Im Großen Sitzungssaal des gleichen Rathauses hingen schon seit 1937 zwei großformatigen Bamberg-Ansichten von Bayerlein.
2020 beschloss der Stadtrat, diese drei Bilder abzuhängen. Warum?
Weil diese Bilder eng mit dem Nationalsozialismus verbunden sind und nicht an den wichtigsten Ort demokratischer Entscheidungsprozesse gehören. Fritz Bayerlein war Mitglied der NSDAP, er war ein menschenverachtender Nazi. In seinen Lebenserinnerungen finden sich eindeutig antisemitische Äußerungen. Und selbst nach 1945 bekannte er sich weiter ausdrücklich zur NS-Ideologie und kritisierte nie die Verbrechen des Hitler-Regimes. Seine Gemälde zeigen die Wunschvorstellungen Nazi-Deutschlands, das angestrebte Endziel der Blut-und-Boden-Ideologie und eben nicht „nur Landschaften“: Offensichtlich steckt in seinen rückwärtsgewandten Heimatmalereien also mehr Verherrlichung der nationalsozialistischen Ideologie und des Rassenwahns, als man oberflächlich sehen mag.
Zu diesem und vielen anderen damit verbundenen Themen haben Kunst- und Geschichtsexperten bei der Tagung „Die Stunde der Heimatmaler. Fritz Bayerlein, die Gottbegnadeten und die NS-Kulturpolitik“ zwei Tage lang diskutiert. Und damit beschäftigt sich auch die Sammlungsintervention „Eine Hassliebe? Fritz Bayerlein und Bamberg“, die noch bis zum 24. November im Historischen Museum besichtigt werden kann.