Heilige Katharina
Süddeutsch, Ende 15. Jh., Tempera auf Holz, Inv. Nr. 45
Wer ist das Mädchen? Und was schaut sie denn so konzentriert?
Katharina war eine sehr schöne und außergewöhnlich intelligente Königstochter und lebte um 300 n. Chr. im ägyptischen Alexandrien. Der Legende zufolge war sie auch sehr mutig und entschlossen: Sie trat dem Kaiser entgegen, um ihn zum Christentum zu bekehren. Sie brachte so überzeugende Argumente vor, dass sogar die 50 besten Redner und Gelehrten der Zeit, die der Kaiser gerufen hatte, um ihre Theorie zu widerlegen, zum Christentums konvertierten. Voller Zorn befahl der Kaiser, Katharina zu rädern, doch angeblich brach das Rad entzwei. Schließlich wurde die Königstochter mit dem Schwert enthauptet, doch floss aus ihrer Todeswunde scheinbar Milch anstatt Blut.
Auf dem Gemälde wurde die heilige Katharina mit Krone, Heiligenschein, einem kostbaren Brokatkleid und Schwert dargestellt. Mit ihren dunklen Augen schaut sie nach rechts, weit über den Bildrand. Warum? Diese Tafel war Teil eines Flügelaltars, also eines Altars, bei dem die an einem mittleren Schrein bzw. einer mittleren Tafel befestigten, beweglichen Flügel geschlossen und geöffnet werden konnten. Wahrscheinlich war die heilige Katharina auf einer Flügelaußenseite gemalt, so dass man sie beim geschlossenen Zustand gesehen hat. Neben ihr, auf der rechten Flügelaußenseite war wohl eine weitere heilige Figur gemalt, auf die der Blick von Katharina wohl gerichtet war.
Zu sehen ist diese spannende Tafel in der Ausstellung „100 Meisterwerke | Von Lucas Cranach über Pieter Breughel zu Otto Modersohn“ im Historischen Museum.