Allgemeine Informationen

Provenienzforschung bei den Museen der Stadt Bamberg

Die Provenienzforschung widmet sich der wissenschaftlichen Erforschung der Herkunft (Provenienz) und der wechselnden Eigentumsverhältnisse eines Kunstwerks, Kultur- oder Archivguts in Museen, Bibliotheken, Archiven, aber auch im Kunst- und Antiquitätenhandel. Sie verfolgt das Anliegen, Kunstwerke, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgungsbedingt entzogen und bisher nicht zurückerstattet wurden, in den Beständen zu identifizieren sowie deren rechtmäßige Eigentümer zu suchen und notwendige Schritte zu unternehmen, um gerechte und faire Lösungen für eine Rückgabe zu finden. Dieser Verpflichtung kommen auch die Museen der Stadt Bamberg seit 2012 nach.

 

Das Historische Museum Bamberg wurde 1838 als städtische Kunstsammlung gegründet, 1938 in das „Fränkische Heimatmuseum“ umgewandelt und neue Ausstellungsräume in der Alten Hofhaltung eingerichtet. Dort wurden daraufhin die Bestände der städtischen Kunstsammlungen zusammen mit den Sammlungen des Historischen Vereins zu Bamberg präsentiert. Infolge der Änderung des Sammlungsschwerpunkts wurden zur Ergänzung der Bestände in den dreißiger Jahren umfangreiche Neuerwerbungen getätigt. Diese gelangten zum großen Teil durch den lokalen, aber auch durch den überregionalen Kunsthandel in den Museumsbestand oder wurden durch andere Ämter der städtischen Verwaltung an das Museum überwiesen. Ausgehend von dieser Besonderheit der Erwerbsgeschichte bestand bei den Museen der Stadt Bamberg das dringende Anliegen, den zwischen 1933 und 1945 erworbenen Bestand des Historischen Museums auf mögliche NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter, insbesondere aus jüdischem Besitz, zu untersuchen.

Projekte zur Provenienzforschung

Daher wurde im Dezember 2012 bei den Museen der Stadt Bamberg in Kooperation mit der Arbeitsstelle für Provenienzforschung ein dreijähriges Projekt zur Erforschung der Herkunft und Geschichte der städtischen Museumsobjekte eingerichtet. Zielsetzung des Projekts war es, die Bestandszugänge des Historischen Museums zwischen 1933 und 1945 auf Kunstwerke zu überprüfen, die während des Nationalsozialismus unrechtmäßig aus jüdischem Besitz enteignet und in der Folge nicht zurückerstattet worden waren. Da zahlreiche Kunstgegenstände durch den Ankauf aus dem lokalen Antiquitätenhandel in den Museumsbestand gelangten, bestand neben der Klärung der Provenienz ein weiteres Forschungsvorhaben darin, die Struktur des örtlichen Kunsthandels und der Verwaltungsbehörden in Bezug auf den Kulturgutraub zu untersuchen.
Mit der systematischen Provenienzrecherche einhergehend wurden Kunstobjekte mit fragwürdiger Provenienz in derLost Art Internet-Datenbank eingestellt. Auf diese Weise wurde der bisherige Recherchestand nicht nur für etwaige Eigentümer transparent zugänglich gemacht, sondern gleichzeitig die Möglichkeit geschaffen, weiterführende Hinweise zur Herkunft zu erhalten.

Anknüpfend an das vorangegangene Projekt zur Erforschung der Bestandszugänge des Historischen Museums zwischen 1933 und 1945 soll ebenso die Herkunft der Erwerbungen in den Jahren zwischen 1945 und 1965 auf mögliche NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter geprüft werden. Um dies zu realisieren wurde den Museen der Stadt Bamberg durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste  (vormals Arbeitsstelle für Provenienzforschung) eine weitere, einmalig auf ein Jahr begrenzte Förderung bewilligt. Im Rahmen dieses Projekts sollen alle zwischen 1945 und 1965 in den Sammlungsbestand aufgenommene Objekte einer sogenannten Erstprüfung unterzogen werden, um diese auf einen möglichen NS-verfolgungsbedingten Erwerbskontext zu prüfen. Daran anschließend werden die Kunstwerke, für die der Verdacht eines NS-verfolgungsbedingten Erwerbshintergrunds festgestellt wurde, einer vertiefenden Provenienzrecherche unterzogen. Im Vordergrund stehen dabei die Objekte, die Mitte der 1950er Jahre aus der städtischen Vermögensverwaltung in den Sammlungsbestand überwiesen wurden. Neben der Untersuchung der Provenienz unterstützen die ermittelten Ergebnisse wiederum die Erforschung der Sammlungs- und Personenhistorie.

Mit diesen Projekten verfolgen die Museen der Stadt Bamberg ihr Anliegen, entsprechend der Grundsätze der Washingtoner Konferenz(1998) zu handeln. Darin verpflichteten sich die unterzeichnenden Staaten, Kunstwerke, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgungsbedingt entzogen wurden, in den Beständen öffentlicher Museen und Institutionen ausfindig zu machen und an die rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben. 1999 wurde diese Forderung von der Bundesregierung, den Ländern und den kommunalen Spitzenverbänden in der sogenannten Gemeinsamen Erklärung  nochmals bekräftigt.

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